LESERFRAGEN RATGEBERAKTION \"Krebs\" am 01.02.2018

Die wichtigsten Leserfragen am Expertentelefon \"Krebs\" am 01.02.2018

 

 

 

 

 

 

Stimmt es, dass Aluminium in Deos Krebs auslösen kann?

  • Dr. med. Susanne Weg-Remers, Ärztin und Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID): Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Aluminium aus Deos und der Entstehung von Brustkrebs beim Menschen konnte wissenschaftlich bisher nicht belegt werden.

Kann man Krebserkrankungen mit einer gesunden Lebensweise verhindern?

  • Weg-Remers: Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung sowie das Vermeiden von Alkohol und Nikotin können einen gewissen Schutz vor Krebs bieten. Aber selbst, wenn alle Empfehlungen beherzigt werden – eine 100-prozentige Sicherheit, nicht zu erkranken, gibt es nicht. Das liegt daran, dass Krebs in den meisten Fällen durch zufällige genetische Fehler bei der Zellteilung entsteht. Dagegen ist keiner gewappnet.

Ich nehme gerne ein Sonnenbad, habe aber auf dem Rücken große Muttermale. Muss ich aufpassen?

  • Weg-Remers: Menschen mit vielen Muttermalen haben ein erhöhtes Risiko für schwarzen Hautkrebs. Auch andere Risikofaktoren, wie Ihr persönlicher Hauttyp, die Art der Muttermale und eine familiäre Häufung spielen eine Rolle. Als wichtigster von außen wirkender Risikofaktor gilt eine erhöhte Belastung mit UV-Strahlen. Hier ist der vernünftige Umgang mit Sonne und Solarien die wichtigste Maßnahme, um sein Erkrankungsrisiko zu senken.

Sind Handystrahlen krebserregend bzw. was sollte man beim Gebrauch vom Handy unbedingt beachten?

  • Weg-Remers: Im Mobilfunk werden hochfrequente elektromagnetische Felder genutzt. Vieltelefonierer mit Handys der ersten Generation hatten möglicherweise ein höheres Risiko für Hirntumoren. Neuere Geräte arbeiten mit niedrigeren Leistungen. Hier hat sich bislang keine Erhöhung eines Krebsrisikos gefunden. Eine gewisse Unsicherheit besteht aber, weil es noch keine Langzeitdaten gibt. Wer die Strahlenbelastung senken will, sollte ein Handy mit niedrigem SAR-Wert benutzen (SAR= spezifische Absorptionsrate).

Mein Vater, meine Mutter und die jeweiligen Omas sind alle an Darmkrebs verstorben. Bin ich gefährdet. Weiblich, 55 Jahre, soll ich zur Vorsorge und wenn ja, wie oft?

  • Dr. med. Brigitte Schwikowski-Kukla, Ärztin und Leiterin des Telefondienstes des Krebsinformationsdienstes (KID): Ja, als ein Familienmitglied von Darmkrebspatienten ist von einem erhöhten Darmkrebsrisiko auszugehen. Für Sie ist eine Vorsorge auf jeden Fall sinnvoll. Die Darmspiegelung, auch Koloskopie genannt, ist die zuverlässigste Methode zur Darmkrebsfrüherkennung. In Abhängigkeit vom Befund können dann nach der ersten Darmspiegelung individuell weitere Untersuchungsintervalle festgelegt werden.

Ich habe hormonsensitiven Brustkrebs und frage mich, ob ich Sojaprodukte essen darf und wenn ja, in welchen Mengen? Wie verhält es sich mit Produkten mit isoliertem Sojaprotein - sind da noch Phytoöstrogene enthalten?

  • Schwikowski-Kukla: Der Verzehr von sojahaltigen Lebensmitteln in normalen Mengen im Rahmen einer gesunden, abwechslungsreichen Ernährung wird auch bei Brustkrebspatientinnen als gesundheitlich unbedenklich angesehen. Experten empfehlen allerdings KEINE Einnahme von sojahaltigen Nahrungsergänzungsmitteln und isolierten Soja-Isoflavonen. Soja-Eiweißpräparate können Isoflavone enthalten, die zu den sogenannten Phytoöstrogenen zählen. Sie können unter Umständen ähnliche Wirkungen wie die natürlichen weiblichen Hormone haben.

Ich bin 50 und kann mich nicht entscheiden, ob ich zum Mammografiescreening gehen soll. Irgendwie habe ich Angst, dass ich wegen eines Fehlalarms wochenlang Todesängste ausstehen muss, außerdem beunruhigt mich die Strahlenbelastung. In meiner Familie gab es noch keinen Brustkrebs, und ich gehe regelmäßig zum Frauenarzt. Kann es auch sinnvoll sein, z.B. nur alle vier Jahre zu gehen?

  • Schwikowski-Kukla: Die Entscheidung für oder gegen das Mammographie-Screening ist eine individuelle Sache, bei der man seine persönlichen Präferenzen und Wertvorstellungen einbeziehen sollte. Speziell für Sie geht es um die Abwägung der Frage, ob die Sorge, Brustkrebs nicht rechtzeitig zu entdecken, größer ist als die Angst vor einem Fehlalarm oder vor der Strahlenbelastung. Vielleicht kann Ihnen unser Informationsblatt zur Brustkrebs-Früherkennung weiterhelfen, zu finden auf unserer Website www.krebsinformationsdienst.de.

Gibt es Untersuchungen dazu, wie sehr ein starker Wille und eine kämpferische Einstellung die Heilung von Krebs begünstigen?

  • Schwikowski-Kukla: Wissenschaftliche Untersuchungen haben bisher keine eindeutigen Anhaltspunkte dafür gefunden, dass eine ganz bestimmte Art des Umgangs mit der Krankheit besonders günstig ist. Jede Patientin, jeder Patient erlebt und verarbeitet Behandlung und Krankheit auf seine ganz eigene Weise. Dabei kann eine aktive oder „kämpferische“ Grundhaltung hilfreich sein, aber genauso auch das Zulassen von Gefühlen wie Angst, Traurigkeit oder Wut, die eine schwere Erkrankung mit sich bringt. Wichtig ist, längerfristig so mit der Erkrankung leben zu lernen, dass eine möglichst hohe Lebensqualität erhalten bleibt oder wieder erreicht werden kann. Betroffene, die über längere Zeit belastet sind, können Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen, die speziell für Krebspatienten zur Verfügung stehen, beispielsweise in einer ambulanten Krebsberatungsstelle.

Soweit ich weiß, empfehlen die Leitlinien eine fünfjährige Einnahme von Anastrozol. Bei mir (59 Jahre), sind die fünf Jahre im April 2018 um. Jetzt habe ich gehört, dass die Empfehlung der Einnahme auf zehn Jahre erweitert werden soll. Wie ist da der neueste Stand? Werden die Kosten auch übernommen?

  • Dr. med. Ursula Will, Ärztin und Leiterin des E-Mail-Service des Krebsinformationsdienstes (KID): Es gibt bisher keine generelle Empfehlung, eine ergänzende (adjuvante) Aromatasehemmertherapie bei Brustkrebs (z.B. mit Anastrozol) von fünf auf zehn Jahre auszuweiten. Die bisherigen Ergebnisse großer Studien hierzu sind uneinheitlich. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen sollte. Es deutet sich an, dass die verlängerte Therapie hauptsächlich Patientinnen mit hohem Rückfallrisiko angeboten werden sollte, die ihre bisherige Therapie gut vertragen haben. Die Frage der Kostenübernahme sollten Sie mit Ihrer Krankenkasse klären.

 Darf ich als Krebspatient in die Sauna?

  • Will: Für die meisten Krebspatienten ist die Anwendung von Wärme problemlos möglich. Vorsichtig sollte man aber während und kurz nach einer belastenden Behandlung sein, und auch dann, wenn man insgesamt geschwächt ist. Ein wichtiger Grund ist die Belastung für den Kreislauf. Besondere Vorsicht ist auch geboten bei erhöhtem Infektionsrisiko unter einer Chemotherapie, wenn durch eine Bestrahlung die Haut zeitweise geschädigt ist oder wenn nach einer Lymphknotenentfernung ein erhöhtes Risiko für ein Lymphödem besteht. Krebspatienten sollten daher vor einem Saunabesuch immer erst mit Ihren behandelnden Ärzten sprechen.

Muss Prostatakrebs immer operiert werden - und gibt es hier schonendere Methoden, die nicht zwangsläufig zu Impotenz und Inkontinenz führen?

  • Will: Für Patienten mit einer auf die Prostata begrenzten Erkrankung stehen neben der Operation verschiedene Formen der Bestrahlung zur Verfügung. Wissenschaftler suchen außerdem nach Behandlungsverfahren, die weniger Nebenwirkungen haben als etablierte Therapien. Bisher gelten diese aber als experimentell. Bei kleinen, wenig aggressiven Tumoren kann zunächst auch eine aktive Überwachung mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen erwogen und erst bei einem Fortschreiten der Erkrankung eine Behandlung eingeleitet werden. Für ältere Männer mit Begleiterkrankungen kann das abwartende Beobachten in Frage kommen: Erst wenn Beschwerden auftreten, wird eine Behandlung begonnen. Eine Heilung ist dadurch unter Umständen allerdings nicht mehr möglich.

Wann erfolgt normalerweise die Strahlentherapie nach der Brustoperation wegen Brustkrebs?
 

  • Will: Grundsätzlich sollte die Strahlentherapie so früh wie möglich beginnen. Bei komplikationslosem Verlauf wird in der Regel ein Beginn vier bis sechs Wochen nach der Operation bzw. drei bis vier Wochen nach Abschluss der Chemotherapie empfohlen.
Quelle: djd deutsche journalisten dienste GmbH & Co. KG,